CURCUMIN - Mittel der Wahl bei Gelenkschmerzen

01.11.24 12:00 AM Von Dr. Mathias Oldhaver
Gelenkschmerzen gelten als Volksleiden. Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Arthrose und rund 700.000 unter Osteoarthritis. Viele möchten schulmedizinische Behandlungsmethoden mit naturheilkundlichen Therapien unterstützen. Neue Studien zeigen: Bestimmte Pflanzenstoffe wie Curcumin können hier effektiv entgegenwirken.

Mit zunehmendem Alter oder bei Überbeanspruchung der Muskulatur durch Sport und Beruf kann es zu einem Verlust der Knorpelsubstanz kommen. Gelenkerkrankungen wie Osteoarthritis und rheumatoide Arthritis können zu Gelenkschäden führen, die sich oft mit ausgeprägten peripheren Schmerzen in Verbindung mit Bewegungseinschränkungen in den Gelenken von Händen, Füßen, Schultern, Ellbogen, Hüften und Knien manifestieren. Hauptauslöser für dieses Krankheitsbild sind chronische entzündliche Prozesse, insbesondere in der Synovialmembran. Diese Schleimhaut kleidet die Gelenke von innen aus, produziert Gelenkflüssigkeit und schützt das Gelenk vor mechanischen Schäden. Ein Entzündungsprozess an der Synovialmembran kann zu Knorpelschäden führen, die den Schmerz verstärken. 

Anlaufschmerzen mindern Bewegungsfreude

Nicht nur die Gelenke, auch Sehnen und Muskeln sind von den Schädigungen betroffen und schränken die Beweglichkeit ein. Dies äußert sich oft am Morgen durch geschwollene Gelenke und Steifheit. Diese ‚Anlaufschmerzen‘ führen oft dazu, dass man sich weniger bewegt. Aber genau das ist bei Arthrose und Arthritis wichtig. Zugleich gehen durch diesen schmerzbedingten Bewegungsmangel natürlich auch die allgemeinen gesundheitlichen Vorteile regelmäßiger körperlicher Aktivität verloren. Mögliche Folgen: Insulinresistenz, erhöhter intramuskulärer Fettanteil und letztendlich Sarkopenie – also altersbedingter Muskelschwund - , welche auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen.

Naturheilkundliche Behandlungsansätze

Die aktuelle Behandlung von Arthritis, die auf Immunmodulation oder Immunsuppression und symptomatischer Antirheumatika-Therapie beruht, führt nicht zur Heilung der Krankheit. Stattdessen zielt sie darauf ab, die durch die Krankheit verursachten Schmerzen und Entzündungen zu lindern. Dennoch erreichen viele Patienten nicht die gewünschten therapeutischen Ziele. Daher sind kostengünstige, unterstützende Maßnahmen auf natürlicher Basis wünschenswert, um die Beschwerden bei einer großen Anzahl von Betroffenen positiv zu beeinflussen. Der Lebensstil, insbesondere angemessene Bewegung und Ernährung, spielt eine wesentliche Rolle bei der Prävention und Therapie dieser chronischen Erkrankung.

Im Rahmen einer Metaanalyse an der Universität Sydney wurden zahlreiche Studien zur naturheilkundlichen Behandlung von Osteoarthritis gesichtet und die eingesetzten Wirkstoffe miteinander verglichen. Dabei kam heraus: Ganz oben auf der Wirksamkeitsskala rangierten folgende Pflanzenstoffe: Curcumin, Boswellia serrata (Weihrauch) und Pycnogenol®, einer Kombination sekundärer Pflanzenstoffe aus der französischen Meereskieferrinde. Mittlerweile gibt es im Reformhaus Präparate, die alle drei Natursubstanzen miteinander kombinieren. Gemeinsam ist diesen drei Substanzen, dass sie starke Antioxidantien sind, entzündlichen Prozessen entgegenwirken und Schmerzen lindern. Bei Arthrose geraten die Knorpelzellen nämlich zunehmend unter oxidativen Stress, was wiederum entzündliche Prozesse fördert und dazu führt, dass verstärkt Enzyme gebildet werden, die zum Knorpelabbau beitragen – sogenannte Matrix-Metalloproteinasen. Da oxidativer Stress und Entzündungen ein wesentlicher Faktor in der Entstehung von Gelenkerkrankungen sind, stellen antientzündlich und antioxidativ wirkende Pflanzenstoffe ideale Mittel für die Behandlung von Osteoarthritis dar.

Curcumin wirkt antientzündlich und schmerzlindernd

Die entzündungshemmenden Eigenschaften von Kurkuma und seine Rolle bei der Schmerzbehandlung sind seit Jahrhunderten in asiatischen Kulturen bekannt. Im Jahr 1815 wurde das zentrale Polyphenol Curcumin erstmals aus dem Rhizom der Kurkumawurzel (Curcuma longa) isoliert. Aktuelle wissenschaftliche Studien haben die traditionellen Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Kurkuma bei Arthritis bestätigt. Die Curcuminoide Curcumin, Desmethoxycurcumin und Bisdemethoxycurcumin wirken ähnlich wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), einer gängigen Behandlungsoption bei Osteoarthritis. Sie können durch Hemmung bestimmter Signalwege dazu beitragen, Gelenke vor entzündlichen Schäden zu schützen und langfristig Arthritis-bedingte Schmerzen effektiv zu lindern.

Curcumin erhöht bei regelmäßiger Einnahme auch körpereigene Antioxidantien auf Zellebene. Zahlreiche Studien haben diesen Wirkmechanismus bestätigt. Darüber hinaus wirkt Curcumin auch direkt auf synoviale Osteoarthritis-Zellen, indem es die Bildung der knorpelabbauenden Enzyme, der Matrix-Metalloproteinasen, hemmt, was zu einer Verringerung von Entzündungen, Knorpelabbau und Schmerzen führt. Im Vergleich zu NSAR, die bei längerer Einnahme Risiken wie gastrointestinale Nebenwirkungen und Nierenschäden bergen können, bietet Curcumin als natürliche Alternative eine wirksame und nebenwirkungsarme Schmerztherapie für Arthritis.

Problem: Bioverfügbarkeit von Curcumin

Wer Curcumin zur unterstützenden Therapie bei Gelenkbeschwerden anwenden möchte, sollte beachten, dass Kurkuma nur einen geringen Anteil an Curcuminoiden enthält – ungefähr zwei bis fünf Prozent. Zudem ist Curcumin fettlöslich und wird deshalb in der wässrigen Umgebung des Darmes nur schlecht absorbiert. Der Körper scheidet es zu rund 90 Prozent wieder aus. Therapeutischen Nutzen haben also nur Curcumin-Extrakte, bei denen die Bioverfügbarkeit des Curcumins deutlich erhöht wurde. Die beste Möglichkeit, um die Bioverfügbarkeit von Curcumin zu erhöhen, ist zum aktuellen Stand der Forschung die Nutzung von Cyclodextrin. Hier kann eine rund 40-fach höhere Bioverfügbarkeit der Gesamtcurcuminoide erreicht werden. Dabei werden die fettlöslichen (lipophilen) Curcuminmoleküle in einen Ring von Glucosemolekülen (Cyclodextrine) eingebettet, und zwar so, dass sich eine hydrophile (wasserliebende) Außenseite und in ihrem Innern ein lipophiler, also fettfreundlicher Hohlraum ergibt. In diesem Hohlraum hält sich das Curcuminmolekül auf, bis es im Darm angelangt ist. Dort wird es von den Cyclodextrinmolekülen einzeln zur Darmwand transportiert, wo es aufgenommen werden kann, während das Cyclodextrin abgebaut und ausgeschieden wird. Im Gegensatz zu anderen Methoden wie Piperin oder Micellen, also PVP („Aromen“) oder Polysorbaten, greift das aus Stärke gewonnene Cyclodextrin nicht nachteilig in den menschlichen Stoffwechsel ein, hat also keine Nebenwirkungen.

Erschienen in:

Reformleben Magazin

Ausgabe Nr. 59 (Nov./Dez. 2024)

Akut geschützt, langfristig gefährdet

Warum unser Gesundheitssystem uns nicht vor chronischen Krankheiten bewahrt

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Dr. Mathias Oldhaver

Dr. Mathias Oldhaver ist Heilpraktiker und Medizinjournalist. Er beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit präventiver Medizin und Naturheilkunde.