Die Ginsengwurzel ist seit mehr als 2.000 Jahren ein wichtiges Heilmittel der traditionellen asiatischen Medizin. Ginseng wirkt nicht direkt gegen bestimmte Erkrankungen, sondern kann die körpereigenen Selbstheilungskräfte mobilisieren.
Die gesunden sekundären Pflanzenstoffe, allen voran die nach Ginseng benannten Ginsenoside, stecken sowohl in den Stamm- als auch in den Haarwurzeln. Bei guter Qualität brauchen die Pflanzen fünf bis sechs Jahre Zeit zum Wachsen und Reifen. Der wirksame Extrakt wird aus gewaschenen und anschließend getrockneten – bei rotem Ginseng zuvor gedämpften – Ginsengwurzeln hergestellt. Übrigens in Asien wird aus Ginseng auch Suppe gekocht und als stärkendes Lebensmittel verzehrt.
Wurzel und Inhaltsstoffe
Medizinisch zum Einsatz kommt ausschließlich die Wurzel. Sie besteht zu zwei bis drei Prozent aus wissenschaftlich Triterpensaponinen genannten Substanzen, zu denen die Ginsenoside zählen. Das sind die wichtigsten Inhaltsstoffe, wenn es um Ginseng als Heilmittel geht. Rund 30 verschiedene Ginsenosid- Verbindungen sind mittlerweile bekannt. Den Ginsenosiden verdankt Ginseng seine entzündungshemmenden und krampflösenden Eigenschaften. Ihre Wirkungen sind teils ganz unterschiedlich. So gibt es zum Beispiel ein Ginsenosid, das den Blutdruck anhebt, eines, das ihn senkt.
Daneben finden sich in den Wurzeln kleinere Mengen ätherisches Öl, Peptidoglykane, Polyacetylene, Phytosterole. Wie in allen Pflanzen stecken in den Ginsengwurzeln Fettsäuren, Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe, vor allem Selen, Eisen, Kalium, Magnesium und Kalzium. In ihrer Gesamtheit sorgen diese Substanzen für den gesundheitsfördernden Effekt von Ginseng.
Vielfältige Wirkungen
Als Multitalent beeinflusst Ginseng die Balance zwischen Körper und Geist und kann in vielen Lebenslagen das Wohlbefinden verbessern. Ginseng wird in der Rekonvaleszenz eingesetzt, das heißt nach langen Erkrankungen oder Operationen, bei Erschöpfung und Müdigkeit, Leistungs- und Konzentrationsschwäche, Stressbelastung in Beruf und Familie sowie bei Beschwerden durch das Altern. Der wesentliche Grund für die vielfältigen Einsatzgebiete liegt in seiner adaptogenen Wirkung, also der Fähigkeit, die Widerstandskraft eines Organismus gegenüber verschiedenen Stressauslösern zu erhöhen. Die Inhaltsstoffe der Ginsengwurzel verhelfen auch dem Immunsystem zu einer besseren Funktion.
In einem Beitrag des NDR aus dem Jahr 2022, an dem der bekannte Mediziner Dr. Jörn Klasen sowie eine Apothekerin und eine Ginsengspezialistin als Experten mitgearbeitet haben, werden vier Einsatzgebiete genannt:
- Atemwegserkrankungen, da kanadische Wissenschaftler herausgefunden haben, dass Ginseng Erkältungen tatsächlich verkürzt und milder verlaufen lässt, außerdem die Symptome bei Asthma und Heuschnupfen lindert.
- Krebstherapien, da US-amerikanische Studien gezeigt haben, dass Ginseng Krebskranken helfen kann, Therapien besser zu verkraften. Ginseng lindert die bleierne Müdigkeit (Fatigue-Syndrom) und regt die Produktion von Glückshormonen an.
- Chronisch-entzündliche Erkrankungen, da Ginsenoside antibakteriell und antiviral wirken und auch körpereigene Prozesse mildern können, wie zum Beispiel bei Rheuma.
- Konzentration, da Ginsenoside Gehirn-Zellen animieren, mehr Nährstoffe aufzunehmen und so helfen können, sich besser zu konzentrieren und komplexer zu denken.