GINSENG – HEILMITTEL MIT TRADITION - Positiv bei Erschöpfung und Stresssymptomen

01.05.24 12:00 AM Von Redaktion

Die Ginsengwurzel ist seit mehr als 2.000 Jahren ein wichtiges Heilmittel der traditionellen asiatischen Medizin. Ginseng wirkt nicht direkt gegen bestimmte Erkrankungen, sondern kann die körpereigenen Selbstheilungskräfte mobilisieren.


Die gesunden sekundären Pflanzenstoffe, allen voran die nach Ginseng benannten Ginsenoside, stecken sowohl in den Stamm- als auch in den Haarwurzeln. Bei guter Qualität brauchen die Pflanzen fünf bis sechs Jahre Zeit zum Wachsen und Reifen. Der wirksame Extrakt wird aus gewaschenen und anschließend getrockneten – bei rotem Ginseng zuvor gedämpften – Ginsengwurzeln hergestellt. Übrigens in Asien wird aus Ginseng auch Suppe gekocht und als stärkendes Lebensmittel verzehrt. 

Wurzel und Inhaltsstoffe

Medizinisch zum Einsatz kommt ausschließlich die Wurzel. Sie besteht zu zwei bis drei Prozent aus wissenschaftlich Triterpensaponinen genannten Substanzen, zu denen die Ginsenoside zählen. Das sind die wichtigsten Inhaltsstoffe, wenn es um Ginseng als Heilmittel geht. Rund 30 verschiedene Ginsenosid- Verbindungen sind mittlerweile bekannt. Den Ginsenosiden verdankt Ginseng seine entzündungshemmenden und krampflösenden Eigenschaften. Ihre Wirkungen sind teils ganz unterschiedlich. So gibt es zum Beispiel ein Ginsenosid, das den Blutdruck anhebt, eines, das ihn senkt. 


Daneben finden sich in den Wurzeln kleinere Mengen ätherisches Öl, Peptidoglykane, Polyacetylene, Phytosterole. Wie in allen Pflanzen stecken in den Ginsengwurzeln Fettsäuren, Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe, vor allem Selen, Eisen, Kalium, Magnesium und Kalzium. In ihrer Gesamtheit sorgen diese Substanzen für den gesundheitsfördernden Effekt von Ginseng. 

Vielfältige Wirkungen 

Als Multitalent beeinflusst Ginseng die Balance zwischen Körper und Geist und kann in vielen Lebenslagen das Wohlbefinden verbessern. Ginseng wird in der Rekonvaleszenz eingesetzt, das heißt nach langen Erkrankungen oder Operationen, bei Erschöpfung und Müdigkeit, Leistungs- und Konzentrationsschwäche, Stressbelastung in Beruf und Familie sowie bei Beschwerden durch das Altern. Der wesentliche Grund für die vielfältigen Einsatzgebiete liegt in seiner adaptogenen Wirkung, also der Fähigkeit, die Widerstandskraft eines Organismus gegenüber verschiedenen Stressauslösern zu erhöhen. Die Inhaltsstoffe der Ginsengwurzel verhelfen auch dem Immunsystem zu einer besseren Funktion.


Ginsenoside haben dazu antioxidative Effekte, schützen als Radikalfänger vor diversen Erkrankungen und vorzeitigem Verschleiß. Somit ist der Einsatz bei körperlichen und seelischen Belastungen sinnvoll, gleichzeitig für die Krankheitsprophylaxe und um ein altersbedingtes Nachlassen der Leistungsfähigkeit zu bremsen.

In einem Beitrag des NDR aus dem Jahr 2022, an dem der bekannte Mediziner Dr. Jörn Klasen sowie eine Apothekerin und eine Ginsengspezialistin als Experten mitgearbeitet haben, werden vier Einsatzgebiete genannt:

  • Atemwegserkrankungen, da kanadische Wissenschaftler herausgefunden haben, dass Ginseng Erkältungen tatsächlich verkürzt und milder verlaufen lässt, außerdem die Symptome bei Asthma und Heuschnupfen lindert.
  • Krebstherapien, da US-amerikanische Studien gezeigt haben, dass Ginseng Krebskranken helfen kann, Therapien besser zu verkraften. Ginseng lindert die bleierne Müdigkeit (Fatigue-Syndrom) und regt die Produktion von Glückshormonen an.
  • Chronisch-entzündliche Erkrankungen, da Ginsenoside antibakteriell und antiviral wirken und auch körpereigene Prozesse mildern können, wie zum Beispiel bei Rheuma.
  • Konzentration, da Ginsenoside Gehirn-Zellen animieren, mehr Nährstoffe aufzunehmen und so helfen können, sich besser zu konzentrieren und komplexer zu denken.

Einnahmetipps und Qualität

Zur Unterstützung der Gesundheit durch Ginseng ist es am besten, ihn in Kuren über drei Monate einzunehmen, damit er Impulse setzten und seine volle Wirkung entfalten kann, denn die Ginsengwirkung benötigt etwas Anlaufzeit. Bei Überdosierung können sich Nebenwirkungen einstellen. Bitte daher nicht mehr nehmen als auf der Packung des ausgewählten Präparats empfohlen. Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, unter Bluthochdruck oder Diabetes leiden, sollten ihre(n) behandelnde(n) Ärztin bzw. Arzt um Rat fragen. Ginseng scheint sogar positive Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel zu haben, doch ist eine Einnahme von Ginseng im Gesamtkontext von Diagnosen und Medikamenten zu beurteilen.

Beim Kauf von Ginseng-Präparaten ist die Qualität ein beachtenswerter Aspekt. Neben zugelassenen Naturarzneien gibt es Nahrungsergänzungsmittel. Präparate, die den Arzneimittel-Qualitätsstandard erfüllen sind vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte geprüft und zugelassen, werden regelmäßig kontrolliert.

Auf die Wirkstoffe und ihre Ausgewogenheit kommt es an. In der Stammwurzel sind alle Ginsenoside und die wertvollen anderen biologischen Wirksubstanzen wie Polyphenole, Polysaccharide, Vitamine der B-Gruppe und Mineralstoffe in ihrer ausgewogensten Form vertreten. Die Seitenwurzeln haben mehr Ginsenoside, aber in einer weniger ausgewogenen Zusammensetzung. Wer mit der Einnahme vor allem einen Energieschub erreichen möchte, müde und vielleicht auch infektanfällig ist, sollte ein Präparat aus der ganzen Wurzel wie die Extraktkapseln nehmen. Wer jedoch überreizt ist, zunächst Ruhe und innere Ausgeglichenheit, also vor allem die adaptogene Kraft des Ginsengs braucht, ist mit den Wurzelscheiben aus der Stammwurzel gut beraten. Bei der Auswahl zwischen den diversen Präparaten ist das Fachpersonal im Reformhaus gern behilflich.

Herkunft, Aussehen, Verarbeitung

Panax ginseng ist ein Efeugewächs und stammt aus bergigen Waldgebieten Koreas und Chinas. Die Anbaugebiete gelten bis heute als die besten. „Panax“ ist lateinisch und bedeutet Heilmittel. „Jen Shen“, übersetzt die Menschenwurzel, ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin eines der ranghöchsten Heilmittel.

Die Ginsengpflanze wird bis zu 80 Zentimeter hoch und hat am Stängel lang gestielte, handförmige Blätter. Ihre gelblich-weißen Blüten sind eher unscheinbar und ordnen sich in Dolden an. Aus den Blüten entwickeln sich leuchtend rote Beeren. Die Wurzel sieht zylinderförmig aus und besitzt zahlreiche Nebenäste. Sie ist bei der ausgewachsenen Pflanze acht bis zwölf Zentimeter lang und gut zwei Zentimeter dick, Ihre Rinde weist eine gelblich-braune Farbe auf, das Innere ist gelblich-weiß.

Gute Ginsengqualitäten zu erzeugen, ist aufwändig und benötigt vom Samen bis zur erntereifen Wurzel sechs bis sieben Jahre. Diese älteren Wurzeln sind die besseren, denn je mehr Haar- und Nebenwurzeln ausgebildet werden konnten, desto höher ist der Wirkstoffgehalt. Um möglichst viele der feinen Wurzelfasern zu erhalten, wird Ginseng weitgehend in Handarbeit ausgegraben, gewaschen und gebürstet.

Es gibt sogenannten roten und weißen Ginseng. Dabei handelt es sich nicht um verschiedene Arten, sondern um unterschiedliche Verarbeitungsweisen. Weißer Ginseng wird direkt getrocknet und behält so seine Farbe. Roter Ginseng entsteht, wenn die Wurzeln vor dem Trocknen gedämpft werden. Durch die Wärmeeinwirkung erhält er seine typisch rot-orange Färbung und es werden Wirkstoffe „aufgeschlossen“, wie die Befürworter sagen. Verantwortungsvolle Anbieter kontrollieren die Qualität in jedem Fall und lassen Laboranalysen durchführen.

Quelle

Erschienen in:

Reformleben Magazin

Ausgabe Nr. 56 (Juli/Aug. 2024)

Zur Biologie des Alterns

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