Raus aus der Hungerspirale - Praktische Tipps für ein Leben ohne Heisshunger-Attacken

01.07.24 12:00 AM Von Mag. Julia Tulipan

Sicherlich kenne Sie das auch, Sie haben erst vor Kurzem gegessen und schon wieder meldet sich der kleine Hunger hinter der Stirn. Ständiger Hunger und das Gefühl nie so richtig satt zu sein, das ist ein häufiges Problem und hat nichts mit Disziplin oder Selbstkontrolle zu tun.

Die Ursachen der Hungerspirale

Unsere Ernährung ist ein zentraler Faktor, der das Hungergefühl beeinflusst. Verarbeitete Lebensmittel, die reich an Zucker und raffinierten Kohlenhydraten sind, führen zu schnellen Blutzuckerspitzen und -abfällen, was Heißhungerattacken auslöst. Diese „leeren Kalorien“ liefern kaum Nährstoffe und lassen uns bald wieder hungrig werden. 


Der ständige Drang zu essen kann überwältigend sein. Tatsächlich sind Sie vielleicht in einem Zyklus gefangen, der durch verschiedene versteckte Faktoren in Ihrem täglichen Leben angetrieben wird. Dieser ständige Begleiter, der Hunger, könnte weniger mit echtem Nahrungsbedarf zu tun haben, als Sie denken. 


In diesem Artikel entdecken wir gemeinsam die fünf Hauptauslöser für ständigen Hunger und praktische Lösungsansätze, um diese erfolgreich zu bewältigen. Ob es die Achterbahn Ihrer Blutzuckerwerte ist, ein unterschätzter Proteinmangel, das Fehlen essenzieller Mikronährstoffe, die Auswirkungen von Schlafmangel oder die trügerische Annahme, dass weniger Essen und mehr Bewegung die Lösung sind – wir decken alle diese Aspekte ab.

1. Versteckte Zucker erkennen und vermeiden

Verarbeitete Lebensmittel sind oft voll von versteckten Zuckern, die unseren Blutzuckerspiegel schnell in die Höhe treiben und ebenso rasch wieder abstürzen lassen – das ist die Blutzuckerachterbahn. Dies führt zu Heißhungerattacken und einem ständigen Verlangen nach mehr Nahrung. Um diesem Teufelskreis zu entkommen, ist es wichtig, die Zutatenlisten genau zu lesen und auf versteckte Zucker zu achten. Selbst Produkte, die als gesund vermarktet werden, können hohe Mengen an Zucker enthalten. Ein bewusster Einkauf und die Wahl natürlicher, unverarbeiteter Lebensmittel helfen, den Zuckerkonsum zu reduzieren und den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.

2. Proteinmangel als versteckter Hungerverstärker

Protein ist ein entscheidender Nährstoff, der das Sättigungsgefühl verlängert. Ein Mangel an Protein kann dazu führen, dass der Körper häufiger Hunger signalisiert, um den Bedarf an diesem lebenswichtigen Nährstoff zu decken. Es ist daher wichtig, täglich ausreichend Protein aus Quellen wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten zu sich zu nehmen, um den Hunger zu kontrollieren und die Muskelmasse zu erhalten. Gesunde Fette aus Quellen wie Butter, Avocados, Nüssen und Olivenöl liefern Energie und helfen, die Aufnahme von Vitaminen zu verbessern. Eine zuckerarme Ernährung, die reich an Proteinen und gesunden Fetten ist, verhindert Blutzuckerschwankungen und hilft, Heißhungerattacken zu vermeiden.

Mein persönlicher Tipp


Beginnen Sie heute damit, Ihren Proteinkonsum hochzuschrauben. Versuchen Sie, zwei Wochen lang Ihren Proteinbedarf zu decken, und beobachten Sie, wie sich Ihr Körper und Ihr Geist verändern. Ich verspreche Ihnen, Sie wirst den Unterschied spüren!

3. Mikronährstoffdefizite erkennen und beheben

Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Hungergefühls. Ein Mangel an essenziellen Nährstoffen wie Vitamin D, Magnesium und B-Vitaminen kann das Hungergefühl verstärken, da der Körper signalisiert, dass ihm wichtige Bausteine fehlen. Regelmäßige Bluttests können helfen, solche Defizite zu erkennen und durch gezielte Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel zu beheben.

4. Schlafmangel und sein Einfluss auf den Hunger

Schlafmangel kann zu einer erhöhten Insulinresistenz führen, was wiederum den Blutzuckerspiegel beeinflusst und das Hungergefühl verstärkt. Schon eine einzige Nacht mit schlechtem Schlaf kann die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen, Kohlenhydrate effektiv zu verarbeiten, und das Verlangen nach süßen und kohlenhydratreichen Lebensmitteln erhöhen. Es ist daher essenziell, auf eine gute Schlafhygiene zu achten und mindestens sieben Stunden Schlaf pro Nacht anzustreben.

5. Mythos: Weniger essen und mehr bewegen

Der weitverbreitete Ratschlag, weniger zu essen und sich mehr zu bewegen, um Gewicht zu verlieren, ist oft nicht nachhaltig. Der Körper passt sich an eine reduzierte Kalorienzufuhr an, indem er den Energieverbrauch senkt, was langfristig zu einem verstärkten Hungergefühl führt. Eine proteinreiche Ernährung, die den Blutzucker stabil hält und ausreichend Nährstoffe liefert, ist wesentlich effektiver, um Heißhunger zu vermeiden und gesund abzunehmen.

Worte zum Abschluss

Der Weg aus der Hungerspirale erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl die Ernährung als auch Lebensstilfaktoren berücksichtigt. Durch bewusste Nahrungswahl, proteinreiche Mahlzeiten und eine ausreichend Schlaf können Sie den Teufelskreis durchbrechen.

Erschienen in:

Reformleben Magazin

Ausgabe Nr. 57 (Juli/Aug. 2024)

Raus aus der Hungerfalle

So wichtig ist gesunder Schlaf

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Mag. Julia Tulipan

Mag. Julia Tulipan

https://juliatulipan.com/

Frau Tulipan ist Biologin und Master of Science in klinischer Ernährungsmedizin. Die Liebe zur Naturwissenschaft begleitet sie schon ihr ganzes Leben und bildet die Grundlage ihrer Beratungsphilosophie.