Die Bedeutung der Hallmarks of Aging für unsere tägliche Gesundheit – Teil 1

01.09.24 12:00 AM Von Bernhard Sillich

Interview mit Dr. Andreas Raab

Bernhard Sillich (BS): Guten Tag, Herr Dr. Raab. Es ist mir eine Freude, Sie bei reformleben begrüßen zu dürfen. Bevor wir in das Thema der „Hallmarks of Aging" eintauchen, möchten unsere Leserinnen sicherlich mehr über Ihren bemerkenswerten Werdegang erfahren.

Dr. Andreas Raab (AR): Vielen Dank, Herr Sillich. Es ist mir eine Ehre, hier zu sein.

Mein beruflicher Weg begann mit dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens und der Biotechnologie in Dresden und Berlin.

Nach meiner Promotion im Bereich Molekular- und Mikrobiologie habe ich praktische Erfahrungen in verschiedenen Positionen eines mittelständischen Biotechnologieunternehmens in Berlin gesammelt. Im Jahr 2013 bin ich dann dem überraschenden Ruf meines Onkels und Firmengründers Michael Raab gefolgt und in die Raab Vitalfood GmbH eingetreten. 2015 habe ich die Geschäftsführung von meinem Onkel übernommen.

BS: Das ist wirklich beeindruckend. Mit ihrer wissenschaftlichen und praktischen Erfahrung können Sie sicher in einzigartiger Weise zum Nutzen und zur Qualität der Produkte ihres Unternehmens beitragen.

Können Sie uns erzählen, wie Sie auf die „Hallmarks of Aging" gestoßen sind und warum Sie sich entschieden haben, dieses Thema zu vertiefen?

AR: Die "Hallmarks of Aging" sind ein faszinierendes Konzept, das erstmals 2013 in einer wegweisenden Veröffentlichung von Carlos López-Otín und seinen Kollegen vorgestellt wurde. Diese Forscher identifizierten neun Schlüsselprozesse, die den Alterungsprozess in unseren Zellen und Geweben steuern. Kürzlich wurde das Konzept auf zwölf Merkmale erweitert, um den wissenschaftlichen Fortschritten und unserem besseren Verständnis des Alterns Rechnung zu tragen.

Die Idee, dass das Altern durch bestimmte biologische Prozesse gesteuert wird, hat mich sofort fasziniert. In meiner Arbeit bei Raab Vitalfood ist es unser Ziel, Menschen dabei zu helfen, ein gesünderes und längeres Leben zu führen. Die "Hallmarks of Aging" bieten dabei eine wissenschaftliche Grundlage, um gezielt Maßnahmen zu ergreifen, die den Alterungsprozess verlangsamen oder sogar umkehren können.

BS: Das klingt sehr vielversprechend. Könnten Sie uns eine kurze Übersicht über diese zwölf "Hallmarks of Aging" geben?

AR: Natürlich. Die zwölf "Hallmarks of Aging" umfassen eine Reihe von biologischen Prozessen und Mechanismen, die alle auf zellulärer Ebene stattfinden. Hier sind sie im Überblick:
  1. Genomische Instabilität (genomic instability) – Schäden an der DNA, die im Laufe der Zeit auftreten. 
  2. Telomerabnutzung (telomere attrition)– Die Verkürzung der Telomere, die die Chromosomenenden schützen.
  3. Epigenetische Veränderungen (epigenetic alterations) – Modifikationen an der DNA, die die Genexpression beeinflussen.
  4. Proteostaseverlust (loss of proteostasis) – Der Verlust der Fähigkeit der Zellen, Proteine korrekt zu falten und zu entsorgen.
  5. Autophagie (disabled macroautophagy) – Der Prozess, durch den Zellen beschädigte Bestandteile abbauen und recyceln.
  6. Deregulierte Nährstoffsensorik (deregulated nutrient-sensing) – Veränderungen in der Art und Weise, wie Zellen Nährstoffe wahrnehmen und darauf reagieren.
  7. Mitochondriale Dysfunktion (mitochondrial dysfunction)– Beeinträchtigung der Mitochondrien, die als Energiekraftwerke der Zelle fungieren.
  8. Zelluläre Seneszenz (cellular senescence) – Der Zustand, in dem Zellen aufhören sich zu teilen und beginnen, schädliche Substanzen freizusetzen.
  9. Stammzellerschöpfung (stem cell exhaustion) – Der Rückgang der Fähigkeit von Stammzellen, sich zu erneuern und zu differenzieren.
  10. Veränderte interzelluläre Kommunikation (altered intercellular communication) – Störungen in der Kommunikation zwischen Zellen.
  11. Chronische Entzündung (chronic inflammation) – Lang anhaltende Entzündungen, die zu Gewebeschäden führen können.
  12. Mikrobiomdysbiose (dysbiosis) – Ungleichgewichte in der Zusammensetzung der Mikroorganismen, die unseren Körper bewohnen.
BS: Vielen Dank für diesen umfassenden Überblick. Wie wurden diese „Hallmarks“ ursprünglich entdeckt und kategorisiert?

AR: Die Entdeckung und Kategorisierung der „Hallmarks of Aging“ war das Ergebnis jahrelanger Forschung in der Biogerontologie. Wissenschaftler untersuchten verschiedene Organismen, von Hefen bis hin zu Säugetieren, und identifizierten gemeinsame Muster und Mechanismen des Alterns. Durch die Kombination von genetischen, molekularen und biochemischen Ansätzen konnten sie diese zwölf Hauptmerkmale herausarbeiten, die das Altern auf zellulärer und molekularer Ebene vorantreiben. Diese Erkenntnisse wurden in einer wegweisenden Publikation zusammengefasst, die das Fundament für viele weitere Forschungsarbeiten legte.

BS: Das ist faszinierend. Können Sie uns etwas darüber erzählen, wie dieses Wissen in der Praxis angewendet werden kann, insbesondere im Hinblick auf die Gesundheit unserer Leser und Leserinnen?

AR: Gerne. Das Verständnis der „Hallmarks of Aging“ hat das Potenzial, neue Wege zur Prävention und Behandlung altersbedingter Krankheiten zu eröffnen. Indem wir die zugrunde liegenden Mechanismen ansprechen, können wir möglicherweise den Alterungsprozess verlangsamen und die Lebensqualität verbessern. Das kann durch Ernährung, Lebensstiländerungen und möglicherweise auch durch gezielte medizinische Interventionen geschehen. Es ist ein spannendes Feld, das ständig neue Erkenntnisse liefert.

BS: Vielen Dank, Dr. Raab, für diese einleitenden Worte und den umfassenden Überblick über die „Hallmarks of Aging“. In den kommenden Teilen unserer Serie werden wir tiefer in die einzelnen „Hallmarks“ eintauchen und praktische Tipps geben, wie unsere Leser und Leserinnen ihre Gesundheit optimieren können.

AR: Sehr gerne. Ich freue mich darauf, mein Wissen zu teilen und hoffentlich vielen Menschen zu helfen, ihre gesundheitlichen Ziele zu erreichen.

BS: Dann lassen Sie uns gemeinsam diesen Weg gehen. Bis zum nächsten Mal, Herr Dr. Raab!

AR: Bis zum nächsten Mal, Herr Sillich.

Mit diesem ersten Teil unserer sechsteiligen Serie haben wir Dr. Andreas Raab kennengelernt und einen Überblick über die „Hallmarks of Aging“ erhalten. In den nächsten Teilen werden wir detaillierter auf jede dieser „Hallmarks“ eingehen und erfahren, wie sie unsere Gesundheit beeinflussen und was wir tun können, um den Alterungsprozess positiv zu beeinflussen. Bleiben Sie dran!

Erschienen in:

Reformleben Magazin

Ausgabe Nr. 58 (Sep./Okt. 2024)

Chronisch gesund

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Bernhard Sillich