MCT-Öl hat in den letzten Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen, und nicht zu Unrecht. MCTs sind ganz besondere Fette, die sich in vielerlei Hinsicht von normalen Nahrungsfetten unterscheiden. So verbessern sie die Gedächtnisleistung, sportliche Performance, werden bevorzugt zu Energie umgewandelt, erhöhen die Sättigung und können unter anderem bei der Gewichtsabnahme helfen.
Fette – eine kleine Wiederholung
Fette bestehen hauptsächlich aus Molekülen, die als Fettsäuren und Glycerin bekannt sind. Fettsäuren sind die Bausteine der Fette, und Triglyceride sind eine Form, in der diese Bausteine organisiert sind, um Energie zu speichern und bei Bedarf freizugeben. Stellen wir uns Fettsäuren als lange Ketten vor, die aus Kohlenstoff - und Wasserstoff atomen bestehen. Diese Ketten können unterschiedlich lang sein und verschiedene Formen annehmen, je nachdem, wie die Atome miteinander verbunden sind. Man kann sie sich wie Züge vorstellen, deren Waggons die Kohlenstoff atome sind, die durch verschiedene Arten von Verbindungen – gerade oder gebogen – zusammengehalten werden. Diese Unterschiede in der Struktur der Fettsäuren bestimmen ihre Eigenschaft en und wie unser Körper sie verwendet.
Triglyceride sind die am häufi gsten vorkommende Form von Fetten in unserer Ernährung und auch in unserem Körper. Man kann sie sich wie ein Rückgrat vorstellen und an diesem hängen drei Fettsäuren. Diese Struktur macht Triglyceride sehr effi zient zur Speicherung von Energie, da sie kompakt sind und bei Bedarf leicht in nutzbare Energie umgewandelt werden können.
Was sind MCT-Öle?
Die Abkürzung MCT steht für Medium-Chain- Triglyceride, also Triglyceride, die mittelkettige Fettsäuren enthalten. Es gibt 4 solcher MCTs, die Capron- (C 6:0), Capryl- (C 8:0), Caprin- (C 10:0) und die Laurinsäure (C 12:0). Die Kurzschreibweise C Zahl:Zahl gibt Auskunft über die Anzahl der Kohlenstoff atome (C) und die Anzahl der Doppelbindungen. Capronsäure, mit der Kurzbezeichnung C 6:0, hat also 6 Kohlenstoff atome und KEINE Doppelbindungen. Die MCTs gehören zur Gruppe der gesättigten Fettsäuren und daher weist keine der Fettsäuren eine Doppelbindung auf.
Wo kommen MCTs in der Natur vor?
Mittelkettige Fettsäuren fi ndet man vor allem in tropischen Ölen, wie Kokos- und Palmöl, aber auch in Rapsöl. Wir kommen schon früh im Leben mit MCTs in Kontakt, denn die menschliche Muttermilch ist reich an MCTs, vor allem an Laurinsäure.
Was ist das Besondere an MCTs?
Mittelkettige Fettsäuren werden im Körper anders transportiert und absorbiert als längerkettige Fettsäuren. Normalerweise werden Fette durch Gallensalze emulgiert und von der Pankreaslipase gespalten. Die so entstandenen freien Fettsäuren bilden Micellenund werden durch die Darmepithelzellen aufgenommen. In den Epithelzellen werden die Fettsäuren wieder zu Triglyceriden zusammengebaut und in Chylomikronen verpackt. So verpackt, erfolgt dann der Transport aus der Zelle in das Lymphsystem. Über das lymphatische System wird die Leber umgangen und die Chylomicronen gelangen erst „nach“ der Leber in den Blutkreislauf.
MCTs sind aufgrund ihrer kürzeren Fettsäurenkettenlänge im wässrigen Milieu relativ gut löslich und darum ohne Gallensäuren verstoffwechselbar.
Sie müssen auch nicht durch die Pankreaslipase (Enzym der Bauchspeicheldrüse) gespalten werden.
MCTs müssen nicht umständlich über das Lymphsystem aufgenommen werden, die gelangen direkt ins Blut und so in die Leber, wo sie im Vergleich zu herkömmlichen Fetten bevorzugt verstoffwechselt und zu Ketonkörpern verarbeitet werden.1 Der Transport der mittelkettigen Fettsäuren in die Mitochondrien, dem Ort der Fettsäuren-Oxidation, läuft unabhängig vom Transportprotein Carnitin ab.
Dies macht MCTs zu einer idealen Quelle für schnelle Energie und unterstützt die Bildung von Ketonkörpern. Dank ihrer speziellen Struktur werden MCTs bevorzugt zur Energiegewinnung verwendet und nicht vom Körper eingelagert.
Anwendungsbereiche
Auf Grund ihrer speziellen Struktur und ihrer metabolen Eigenschaften spielen MCTs mittlerweile in der begleitenden Therapie diverser Krankheitsbilder eine wichtige Rolle. Vor allem bei der therapeutischen Anwendung der ketogenen Ernährung. Immer mehr Menschen entdecken die mittelkettigen Fettsäuren als Ersatz für den Zucker-Kick für sich, liefern sie doch schnelle und saubere Energie, ohne Blutzucker- oder Insulinspiegel zu beeinflussen. Die Anwendungsbereiche von MCT-Öl gehen damit mittlerweile weit über die medizinische und ausschließlich diätetische Anwendung hinaus. MCTs sind aus dem Vorratsschrank der Biohacking Community, Elitesportler und High-Performer nicht mehr wegzudenken.
Malabsorption und Maldigestion
Die gute Löslichkeit in wässrigem Milieu und die leichtere Aufnahme im Dünndarm von MCTs gegenüber längerkettigen Fettsäuren, macht sie zu einer interessanten diätetischen Alternative bei diversen Störungen des Verdauungstrakts2,3 oder Pankreasinsuffizienz.
Säuglingsnahrung und bei Frühgeburten
MCT-Öl wird in Ersatzmilch für Säuglinge verarbeitet, um die Fettsäurenzusammensetzung von Muttermilch möglichst gut nachzubilden. Außerdem wird MCT-Öl auch in der Ernährung von Frühchen angewandt, da der noch unausgereift e Darm die MCT-Öle besonders leicht aufnehmen kann.
Ketogene Ernährung
MCT-Öle werden in der Leber bevorzugt in Ketonkörper umgewandelt und unterstützen so die ernährungsbedingte Ketose. Dies ist besonders interessant, wenn die Ketose aus therapeutischen Gründen angestrebt wird, wie zum Beispiel bei der pharmakoresistenten Epilepsie.4, 5 Es gibt mittlerweile starke Hinweise, dass Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und MS von einer ketogenen Ernährung durch eine Verbesserung ihrer Symptome profitieren.
Hilft beim Abnehmen
MCTs können dabei helfen, wenn man abnehmen möchte. In Studien konnte gezeigt werden, dass MCTs positiv auf Hormone wirken, welche die Sättigung beeinfl ussen7. MCTs führen zu einem Anstieg von Ketonen. Ketone unterdrücken Ghrelin (Hungerhormon) und führen zur Ausschüttung von Cholecystokinin (CCK), einem wichtigen Sättigungshormon8. Das wiederum begünstigt die Gewichtsabnahme. Interessanterweise scheint es so, dass MCTs sogar direkt auf den Stoff wechsel selbst wirken und die Fettverbrennung ankurbeln.9, 10
Gehirn-Doping
Hochqualitatives MCT Öl aus C8 und C10 Fettsäuren werden binnen kürzester Zeit zu Ketonen umgewandelt. Diese wiederum stehen dem Gehirn als schnelle und effiziente Energiequelle zur Verfügung. Das Gehirn liebt Ketone und nimmt diese sogar auch dann bevorzugt auf, wenn Zucker (Glukose) vorhanden ist. Diese besondere Eigenschaft macht man sich bereits in der Alzheimerforschung zunutze.11 Bei einem Menschen, der an Alzheimer erkrankt ist, kann nicht mehr ausreichend Zucker von den Gehirnzellen aufgenommen werden.12 Sie bekommen somit nicht ausreichend Energie. Dies gilt jedoch nicht für Ketone. Ketone können von diesen Gehirnzellen noch problemlos aufgenommen werden. Somit stellen Ketone eine exzellente Energiequelle für das Gehirn dar.13 MCTs können außerdem direkt die Blut-Hirn- Schranke überwinden und direkt im Gehirn zur Energiegewinnung genutzt werden.
Unterstützung für den Darm
MCT Öl veranlasst die guten Bakterien im Darm zu wachsen und kann auch eine löchrige Darmbarriere heilen.14 Ein durchlässiger Darm (leaky-gut) ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsproblem. Ist die Barrierefunktion des Darms eingeschränkt, dann können Nahrungsbestandteile, Bakterien, Pilze oder Toxine in den Blutkreislauf gelangen und ernsten Schaden anrichten.15
MCT-Öl für mehr Leistungsfähigkeit in Beruf und Sport
MCT-Öl ist ein schneller Energielieferant und findet daher gerade im Ausdauersport breite Anwendung. Gerade für Sportler, die bereits ketoadaptiert sind und mehr metabole Flexibilität besitzen als ihre zuckerverbrennenden Kollegen, kann MCT-Öl vor und während eines längeren Events eingenommen werden.
Aber auch berufliche Leistungsfähigkeit und Konzentrationsvermögen beeinflusst MCT-Öl positiv. Ein Kaffee oder Shake aus MCT-Öl und Butter weckt die Lebensgeister und sorgt für volle mentale Energie über viele Stunden.
Boost für das Workout
Du kannst MCT Öl nutzen, um dein Training zu boosten. Studien zeigen, dass MCT Öl helfen kann, länger zu trainieren und auch die Ausdauer zu verbessern. In einer Studie zeigten Mäuse, die eine an MCTs reiche Ernährung aßen, während eines Schwimmtests mehr Ausdauer als Mäuse, die langkettige Triglyceride (LCTs) erhielten.16 In einer weiteren Studie konnten Freizeitsportler, die zwei Wochen lang Lebensmittel mit MCTs aßen, längere Trainingseinheiten mit hochintensiven Übungen durchführen.17
Hinweise zur Anwendung
Wer mit MCT Öl beginnen möchte, sollte dies mit etwas Vorsicht tun. MCT Öl kann bei empfindlichen Personen und in größeren Mengen zu Durchfall und Krämpfen führen. Daher ist es anzuraten, die Dosis langsam zu steigern. Die Tageszufuhr ist individuell verschieden und kann zwischen 50–100 g und mehr liegen. Um Nebenwirkungen wie Durchfall, Krämpfe und Kopfschmerzen zu vermeiden, sollte mit ca. 20 g MCT-Fett am Tag begonnen werden. Am besten startet man mit einem Teelöffel und arbeitet sich dann langsam hoch. MCTs sollten nicht mehr als 30% der täglichen Gesamtfettmenge einnehmen, denn sonst kann es zu einer unzureichenden Aufnahme essenzieller Fettsäuren und einfach ungesättigter Fettsäuren kommen.
MCTs können sehr einfach für Salatdressings und Creme-Suppen verwendet werden, oder auch als extra Boost in den Kaffee eingerührt werden.
Quellen
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Erschienen in:
Ausgabe Nr. 55 (März/April 2024)
MCT-Öl
der extra Kick für Energie und Konzentration