Nahrungsergänzung - Für und Wider

01.01.20 04:36 PM Von Bernhard Sillich

Viele Menschen sind überzeugt von hochwertiger Nahrungsergänzung, zumal sie sich gut fühlen damit. Andere sind völlig dagegen. Die Diskussion in den Medien – und auch in der Medizin – ist kontrovers und mitunter arg aufgeregt. Wie kann/sollte man sich da orientieren?

Klärung ist notwendig

Vorab sei erinnert: Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente. In einer ARD-Monitor-Sendung ging es zumindest da durcheinander. Zur Erkennung und Behandlung von Krankheiten sind diese Mittel nicht zugelassen. Und ebenfalls nicht als Ersatz vielfaltiger, ausgewogener Ernährung. So sagt es auch der Gesetzgeber. Allerdings ernähren sich viele Menschen gerade nicht so. Vielleicht weil sie reformleben nicht kennen. Bedeutsam stellen jedenfalls die United States National Institutes of Health fest, Nahrungsergänzungsmittel konnten für Verbraucher mit unausgewogener Kost doch wohl von Nutzen sein. Anscheinend beziehen mehr als 50 Prozent aller Erwachsenen in den USA diese Empfehlung auf sich und nehmen Nahrungsergänzungsmittel, vor allem Multivitaminpräparate.

Ob damit eine Kompensation für die verbreitete Fehl- und Überernährung in den USA wie in anderen westlichen Wohlstandsländern geschaffen werden kann, ist zu bezweifeln. Zweifelhaft ist zudem auch die Art, die Dosierung und die Qualität zahlreicher Nahrungsergänzungsmittel. Komplementär zum nationalen Gesundheitsinstitut der USA empfiehlt reformleben gesundheitsfordernde vegetabile Nahrung und zusätzlich einige hochwertige Nahrungsergänzungen. So kann die kontinuierliche, sichere Versorgung mit natürlichen Schutzstoffen erreicht werden.

Gegenstimmen

Es gibt aber auch Gegenstimmen. Die Argumente von Gegnern der Nahrungsergänzungsmittel beziehen sich hauptsächlich auf die Vitaminsubstitution und da ganz besonders auf die Alpha Tocopherol Beta Carotin Cancer Prevention Study (ATBC- Studie), die 1985- 1991 in Finnland durchgeführt wurde. Da war bei insgesamt 30.000 starken Rauchern nach täglicher Einnahme von 20 mg synthetisiertem, isolierten Betacarotin und/oder 50 mg Tocopherol eine um 18 Prozent höhere Lungenkrebshäufigkeit festgestellt worden. Selbstverständlich ist dieses Studienergebnis sehr ernst zu nehmen: Im Organismus von Rauchern, besonders im Bronchialepithel entstehen vermehrt freie Radikale, die krebsfordernd sind. Dadurch wird auch Vitamin C schneller verbraucht. Das aber war in der Studie nicht verabreicht und nicht untersucht worden.

Die freien Radikale werden vom Beta-Carotin zunächst einmal aufgefangen, das dabei jedoch selber zum Radikal wird. Und wegen fehlendem Vitamin C kann es nicht zum ursprünglichen Molekül regeneriert werden, um weiter Radikale aufzufangen.

Im ganzheitlichen Verbund von Beta-Carotin mit anderen Pflanzenstoffen, deren allmählicher Freisetzung aus den Zellen der Stammpflanze und bei vermehrter kontinuierlicher Aufnahme von Vitamin C wäre die Studie höchstwahrscheinlich zu einem anderen, besseren Ergebnis gekommen. So aber war das manchen Medien und Klinikern anscheinend willkommen, mit vorauseilender, wissenschaftlich unzulässiger Übertragung auf alle Vitamine und gleich auch auf sämtliche Nahrungsergänzungen. So äußerte ein Redakteur im Deutschen Ärzteblatt etwas hämisch: „Seit der Beta-Carotin Cancer Prevention Study haben Vitamine bei Onkologen ihre Unschuld verloren“. Das aber wäre sehr schade.

Vitaminmangel verbreitet

Dann wurde nämlich die Vergangenheit vergessen, in der zahllose Menschen wegen Vitaminmangel erkrankten und starben. Und die Not heutiger Zivilisationskranker. Erschütternderweise ist Vitaminmangel in ein paar paar Ländern immer noch häufig, was leicht zu beheben wäre. Am Ende des 19. Jahrhunderts beginnend, ist die Struktur und die Notwendigkeit der seitdem bekannten Vitamine weitgehend erforscht worden. Trotzdem findet sich noch immer bei ca. 60 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland, die sorgfältig untersucht wurden, ein Mangel an Vitamin D. Der wiederum ist wie die Cardiovaskular Health Study (CHS-Studie) unter anderem erwies ein wesentlicher Risikofaktor von Demenz. Und Krebs. Damit verliert aber mancher Vitamingegner an Unschuld. Zumal weiterer Vitaminmangel auch hierzulande nicht ganz selten ist.

Der Mangel an einem Vitamin oder einem anderen gesundheitswichtigen Pflanzenstoff kann anfänglich nur geringfügig und schwer zu erkennen sein, aber allmählich, oft erst nach Jahren, zu schwerwiegenden Funktionsstörungen und Schaden führen. Sorgfältige Diagnostik ist ratsam – und je nach Ernährungsgewohnheit, die Nahrungsergänzung mit Vitaminen, dosiert im physiologischen Bereich, mindestens den Empfehlungen der Fachgesellschaften entsprechend. Dazu die Versorgung vor allem mit den Vitaminen C und D3, die wahrscheinlich höher sein sollte als bisher empfohlen. Das konnten zwei- bis dreimal täglich 250 mg Vitamin C, am besten mit den Begleitstoffen der ganzen Pflanze sein sowie 1000IE Vitamin D pro Tag, bei besonderem Bedarf mehr.

In klinischen, Kohorten- und Fall-Kontroll-Studien konnte der protective Nutzen von Alpha-Tocopherol gegen Prostatakrebs, von Vitamin A (Retinol) zusammen mit Zink, Beta-Carotin, Alpha-Tocopherol und Selen gegen Magenkrebs, von Selen gegen Lungen-, Prostatakrebs und andere Krebsarten und von Vitamin C gegen Blasen- und Mundhöhlenkrebs nachgewiesen werden. Das sind keine Riesenstudien, wie die pharmazeutische Industrie sie initiieren kann. Dennoch sollten die Ergebnisse beachtet und auch in der Prävention berücksichtigt werden.

Empfehlung laut Basisprogramm

Zu den Empfehlungen von reformleben, konzentriert im Basisprogramm für längere Gesundheit, zahlen außerdem besondere pflanzliche Schutzstoffe, die ursprünglich aus alten asiatischen Kulturkreisen kommen und da lange und gut bewahrt sind. Und nun auch mit aktuellen wissenschaftlichen Methoden geprüft und bestätigt sind. Sehr klar und eindringlich haben die Krebsforscher und Molekularbiologen Professor Dr. med. R. Beliveau und Dr. med. D.Gingras schon 2005 in ihrem Buch „Les aliments contre le cancer“ (Titel der deutschen Übersetzung: Krebszellen mögen keine Himbeeren) auf die Erfordernis stetiger, optimal dosierter Aufnahme bestimmter Nahrungspflanzen bzw. derer Wirkstoffe zum Schutz vor Krebs hingewiesen. So können die Körperzellen wohl bestmöglich mit Naturstoffen geschützt werden und funktionsfähig bleiben.

Dosierung

Die dafür erforderliche Regelmäßigkeit und Dosierung ist allerdings erst mit sorgfältig zusammengestellter vegetabile Nahrung (die relativ wenig Kohlenhydrate und einen höheren Anteil von omega3-reichen Pflanzenölen aufweisen sollte) plus intelligenter Ergänzung erreichbar.

Zu dieser Ergänzung zählt

  • Vitamin D3: in der Regel 500-2000 IE bzw. 12,5-50 μg pro Tag, bei besonderem Bedarf mehr, bei Dosierungen über 1000 IE zusätzlich Vitamin K2
  • Vitamin C (zwei bis dreimal 250 mg pro Tag, bei besonderem Bedarf auch hoher dosiert) das Spurenelement Selen (Richtdosis 50-100 μg pro Tag
  • Tocopherol (Vitamin E) wird mit kaltgepressten Pflanzenölen in der Regel in ausreichender Menge zugeführt, bei besonderem Bedarf zusätzlich 50 mg Tocotrienol oder Alpha Tocopherol.

Dazu sollten besondere Schutzstoffe kommen:

  • Curcumin aus dem Rhizom von Curcuma longa
  • Epigallocatechingallat aus dem Grüntee
  • Ellagitannin aus dem Granatapfel
  • Glucosinolate bzw. Sulphoraphan aus Grünkohl und Brokkoli
  • Schwefelverbindungen aus Knoblauch und
  • Zwiebeln (aus der Zwiebel auch das Flavonoid Quercetin)
  • Flavanoide aus Zitrusfrüchten.

Um die optimale Versorgung mit Vitaminen alltäglich zu gewährleisten, kommen – je nach Art der Ernährung – sicher dosierte Nahrungsergänzungsmittel durchaus infrage. Gerade zum Vitamin C und Vitamin D besteht einiger Konsens, dass bisher für ausreichend erachtete Aufnahmemengen für das Erreichen optimaler Zell- und Körperfunktionen doch allzu niedrig waren.

Pflanzliche Schutzstoffe

Pflanzliche Schutzstoffe können ganz gut direkt aus der Stammpflanze-als Rohkostsalat, Obst, Gemüse, Tee oder Presssaft zubereitet – in Verbindung mit ihren Begleitstoffen bezogen werden. Dafür spricht einiges, vor allem die Aufnahme des Wirkstoffes mit all seinen Vorstufen aus den Pflanzenzellen, die allmähliche Freisetzung und bei einigen Pflanzenarten auch der Genuss. Zu bedenken ist aber: Üblicherweise wird kaum eine dieser Pflanzenarten alltäglich aufgenommen – und noch seltener mehrmals pro Tag. Ausgenommen vielleicht Grüntee mit mehreren Tassen. Aber essen Sie an jedem Tag zwei bis dreimal ein ordentliches Stuck Curcumarhizom? Wie bereiten Sie das dann zu, um die notwendige Resorption des enthaltenen Curcumins zu erreichen? Mindestens ausreichende Resorption ist, neben korrekter Dosierung,, die Grundvoraussetzung des Wirkens.

Das kann mit noch so abwechslungsreicher, ausgewogener Ernährung alleine nicht sicher gewährleistet werden. Zumal die Auffassungen, wie derartige Ernährung zusammengestellt sein sollte, höchst unterschiedlich sind. Die gut ausreichende Versorgung mit Gesundheitsstoffen, geradezu lebenswichtigen pflanzlichen Schutzstoffen, Mineralien, Spurenelementen sowie Proteinen sollte nicht dem Zufall überlassen bleiben- oder zum Glücksspiel geraten.

Meine Empfehlung ist daher, wie schon gesagt, vegetabile Nahrung mit möglichst niedrigem Anteil stark kohlenhydrathaltiger Komponenten und relativ hohem Gehalt an Pflanzenproteinen (Hülsenfrüchte, Kürbiskern- und Reisproteinen) sowie an Omega3- reichen Ölen (vor allem Leinöl). Auch damit kann aber je nach Zusammenstellung, Appetit und Abwechslungsgrad, die stetige, ausreichend hohe Zufuhr auch nur der wichtigsten Schutzstoffe nicht garantiert werden. Zusätzlich empfehle – und nehme – ich deshalb die alltägliche, wohldosierte Aufnahme entsprechender Nahrungsergänzungen. Die wichtigsten davon sind im Basisprogramm für längere Gesundheit kombiniert und erklärt. Diese Naturstoffe wirken am besten zusammen: zum Schutz der Körperzellen vor degenerativen Schaden, für gute Zellfunktionen, gegen vorzeitige Zellalterung, für längere Bewahrung der Telomere. Damit erwachst eine solide Grundlage für längere Gesundheit, zum Schutz vor Zivilisationskrankheiten, vor degenerativen Nervenerkrankungen, vor Krebs und Demenz.

Überdosierungen sind mit den Produkten im Basisprogramm bei korrekter Dosierung nicht zu befürchten.

Bernhard Sillich