Pflanzenstoffe gegen Stimmungstiefs - SAFRAN und RHODIOLA

01.11.18 08:00 AM Von Bernhard Sillich

Während der dunklen Jahreszeit leiden viele Menschen unter Gemütsschwankungen und depressiven Verstimmungen, sie fühlen sich lustlos und melancholisch. Vorbeugen kann man mit täglichen Spaziergängen an der frischen Luft und bewussten geselligen Zeiten, die man gemütlich zu Hause mit der Familie oder mit Freunden verbringt. Immer mehr Studien zeigen, dass auch bestimmte Pflanzenstoffe helfen können, die Stimmungstiefs zu überwinden ohne gleich zu Medikamenten zu greifen, die nicht selten beträchtliche Nebenwirkungen haben.

Am bekanntesten ist das traditionell oft eingesetzte Johanniskraut. Allerdings hat Johanniskraut den Nachteil, dass es die Sonnenempfindlichkeit der Haut erhöht und sich in Kombination mit anderen Wirkstoffen negativ auswirken kann. Eine gute Alternative sind vor allem Safran und Rhodiola. Diese Heilpflanzen können auf sanfte Art die Psyche unterstützen und einem geistigen Leistungsabfall entgegenwirken.

Safran macht die Psyche hell

Safran ist eine Krokussart und gehört zu der Familie der Schwertliliengewächse (Iridaceae). Die Knollenpflanze produziert Blüten mit jeweils einem dreigliedrigen, gelbgefärbten Stempel, auch Griffel, Narbe oder Stigma genannt, der als Gewürz weltbekannt ist. Für ein Kilogramm des feinen Gewürzes werden etwa 150.000–200.000 Blüten oder 700.000 Stempel benötigt. Safran wird hauptsächlich im Iran und Afghanistan, aber auch in Europa im Mittelmeerraum angebaut. Die Pflanze blüht einmal im Jahr im Herbst und kann dann in einem Zeitraum von zwei Wochen geerntet werden. Safran kennen die meisten aus der Küche, wo es als färbendes Gewürz verwendet wird („Safran macht den Kuchen gehl“). Auch als Färbemittel für Kleidung wurde die Pflanze verwendet. Für die starke Farbkraft sind Carotinoide, insbesondere das Crocin und Carotin verantwortlich. Das intensive Aroma entsteht durch ätherische Öle. Daneben enthält Safran zahlreiche Vitamine und Flavonoide, also sekundäre Pflanzenstoffe wie das Monoterpen- Aldehyd Safranal.

Wirkung von Safran

Dass Safran nicht nur in der Küche, sondern auch in der Naturheilkunde genutzt wird, wussten bisher die wenigsten. Dabei wurde Safran bereits in der Antike für die Gesundheit verwendet. So sprach bereits Hippokrates von einer positiven Wirkung des Safrans. Auch in China und im indischen Ayurveda ist Safran bereits seit 2.000 Jahren bekannt, u. a. soll es den Menschen widerstandsfähiger gegen Stress und negative Umwelteinflüsse machen. Diese Effekte konnten in der neueren Zeit durch intensive Forschung bestätigt werden. Wissenschaftler führen die antidepressive Wirkung des Safrans auf die Erhöhung des Serotonin- Spiegels durch den Wirkstoff Safranal zurück. Serotonin wird gemeinhin aus als ‚Glücks- Hormon‘ bezeichnet. Es sorgt nämlich dafür, dass Informationsprozesse im Gehirn richtig ablaufen. Ist zu wenig Serotonin vorhanden, kann sich dies auf Denkfähigkeit und Stimmung auswirken. Es zeigte sich außerdem, dass die Gabe von Safran im Vergleich zu anderen Antidepressiva wesentlich weniger oder keine Nebenwirkungen hervorruft.

Rhodiola, die nordische Antistresspflanze

Auch Rhodiola – zu deutsch Rosenwurz – wird schon seit vielen Jahren bei Stress und Überlastungssituationen empfohlen. Insbesondere in Skandinavien, den baltischen Staaten und Russland wird es schon seit langem gegen Stress und fortdauernde Müdigkeit eingesetzt. Die fünf bis 35 cm hohe Rhodiola rosea L. gehört zur Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae). Wegen ihres rosenartigen Geruchs gab der schwedische Botaniker Carl von Linné ihr den Namen Rhodiola rosea. Studien legen nahe, dass Rhodiola-Extrakte bestimmte Botenstoffe im Gehirn aktivieren und zugleich schädliche Stoffwechselzwischenprodukte entfernen. Rhodiola rosea wird von der Europäische Arzneimittelagentur (EMA) als Adaptogen eingestuft. Adaptogene greifen in den Stoffwechsel von Adrenalin und Cortisol ein und versetzen den Organismus in die Lage, sich Umweltfaktoren gegenüber besser anzupassen. So aktivieren sie das Stresssystem des Körpers, so dass er mit exogenem Stress besser fertig werden kann. Die pharmazeutisch wirksamen Inhaltsstoffe von Rhodiola sind vor allem die in der Wurzel enthaltenen Substanzen Rosavin, Rosarin und Rosin. Auch bei akuten Erschöpfungssymptomen kann Rhodiola helfen: In einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie an erwachsenen Burnout-Patienten mit Fatigue-Syndrom wurde festgestellt, dass die wiederholte Gabe von Rhodiola-Extrakt einen Anti-Ermüdungseffekt hat, die geistige Leistungsfähigkeit, insbesondere die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, erhöht und die Stressreaktion verbessert.

Bernhard Sillich