Selen – wichtiges Spurenelement und Detoxpartner

01.03.17 12:00 AM Von Dr. med. Klaus Mohr
Nur ein Wasserdunst stieg von der Erde auf und netzte den Boden. Da bildete Gott, der Herr, den Menschen aus dem Staub der Erde und hauchte ihm den Atem des Lebens ein. Diese allegorische Beschreibung von der Entstehung des Menschen im Buch Genesis (1. Moses 2,6) scheint aus heutiger wissenschaftlicher Sichtweise naiv. Und doch ist da ganz viel Wahres dran. Besteht doch unser Organismus aus Wasser, aus Mineralien (Erde), Biomolekülen und Geist. Wobei die Erde grundlegend ist: aus Erde bist du und zur Erde musst du wieder werden (1. Mose 3,19). Tatsächlich enthält unser Körper eine Reihe von irdischen Elementen, ohne die er nicht sein könnte. Einige dieser Elemente nur in winzigen Mengen (weniger als 50 mg/kg): die Spurenelemente, wie zum Beispiel Selen. Ein paar davon unverzichtbar für Leben und Gesundheit. Deshalb werden sie als essentiell bezeichnet.

Das essentielle Spurenelement Selen – im Basisprogramm für längere Gesundheit

Wohl das wichtigste essentielle Spurenelement ist das Selen, von dem im Körper erwachsener Menschen insgesamt nur 5-15 μg enthalten sind, fein verteilt in sämtlichen Zellen, Geweben und Organen. Die relativ höchsten Gehalte davon finden sich in der Schilddrüse, den Nieren, Nebennieren, der Leber, der Milz, der Muskulatur, im Herzen und im Gehirn.

Wichtigstes körpereigenes Schutzsystem gegen schädliche Oxidation

Selen ist notwendiger Bestandteil der Glutathionperoxidasen, die in sämtlichen Körperzellen wirksam sind. Diese Enzyme bilden das weitaus wichtigste körpereigene Schutzsystem gegen schädliche Oxidation. Mit ihnen werden sämtliche Zellstrukturen (u. a. die Zellkerne samt Genen) gegen oxidative Schäden und Mutationen verteidigt. Deshalb trägt das Selen in den Glutathionperoxidasen zur Prävention von Krebserkrankungen und anderen degenerativen Erkrankungen wesentlich bei. Bezeichnenderweise findet sich bei krebskranken Patienten oftmals ein Selenmangel. Auch da könnte aber Selen, etlichen Studien zufolge, noch die Tumorprogression mindern. Aspekte zur Tumortherapie (mit einer Dosierungen um 300 μg Selen pro Tag und sogar mehr) sollen aber hier nicht referiert werden. Eine Therapie sollte immer in Vereinbarung mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten erfolgen.

Prävention von Krankheiten

Das Anliegen dieses Textes ist die Bewahrung der Gesundheit, bzw. die Prävention von Krankheiten und vorzeitigem Altern. Mit dem essentiellen Spurenelement Selen kann sich der Körper selber besser vor
  • Zellschäden und Genmutationen
  • chronischen Entzündungen: - des Bindegewebes - der Arterienwände - der Gelenke - der Muskulatur - der Nervenzellen - der Darmschleimhaut - der Schilddrüse
  • vor degenerativen Nervenerkrankungen (u. a. von Parkinson und Demenz) und
  • vor Krebs
schützen. Um dies nachhaltig leisten zu können, muss jedoch die Selenversorgung optimal sein.

Zuwenig Selen aus pflanzlicher Nahrung

Pflanzliche Nahrung aus unserer Region enthält relativ wenig Selen, weil die hiesigen Böden selenarm sind. Viele Menschen in Mitteleuropa nehmen daher mit ihrer Nahrung relativ wenig Selen auf. Optimal heißt aber: nicht zu wenig und nicht zu viel. Nicht nur der Mangel, sondern auch das Übermaß an Selen kann der Gesundheit schädlich sein. Deshalb meiden manche Menschen diese Nahrungsergänzung. Allerdings gilt die langzeitige Aufnahme von 300 μg Selen/Tag (in den USA von 400 μg pro Tag) als sicher unbedenklich. (Selber nehme ich seit Jahrzehnten 100 μg Selen pro Tag ergänzend zur vegetabilen Kost.) 


Im Zweifelsfall kann der Selenstatus mit einer Blutprobe näherungsweise bestimmt werden, wobei die Messung im Vollblut aussagekräftiger ist als im Serum. Selenspiegel unter 100 μg/Liter weisen da auf chronischen Mangel hin. Andererseits sind Selenkonzentrationen über 400 μg/Liter im Blut toxisch. Derartige Überdosierungen würden nach Zufuhr von mehr als 300 μg Selen/Tag entstehen. Als optimal gelten 121–168 μg Selen/Liter im Vollblut. Die meisten Menschen in unserer Region haben jedoch weniger Selen in ihrem Blut und entsprechend in ihrem Körper.

Nicht zu viel und nicht zu wenig

Die optimale Glutathionperoxidase-Aktivität zum Schutz vor
  • oxidativen Zellschäden und Mutationen
  • chronischen Entzündungen
  • Muskel- und Herzmuskelschwäche
  • degenerativen Nervenerkrankungen und
  • Krebs
resultiert wohl bei Selenspiegeln von 121– 168 μg/Liter im Vollblut. Bei Menschen mit diesem Selenstatus ist die Sterblichkeitsrate kleiner als bei Menschen mit Selenmangel oder übermäßiger Selenaufnahme. Allerdings ist übermäßige Selenzufuhr selten und der relative Mangel ziemlich häufig. Mit der vorsichtigen Aufnahme von 100 μg Selen pro Tag können Sie Selenmangel verhindern und in den optimalen Versorgungsbereich kommen, ohne gravierende Überdosierung befürchten zu müssen.

Täglich 100 μg Selen empfehlenswert

Einige von uns lehnen aber jede Nahrungsergänzung, deshalb auch die zusätzliche Aufnahme von Selen, prinzipiell ab. Ihnen sei die Messung des Selenbestandes (im Vollblut gemessen, siehe oben) besonders empfohlen. Das gilt besonders bei vegetabiler (rein pflanzlicher) Vollwertkost (siehe oben). Den meisten Menschen kann meines Erachtens die tägliche Nahrungsergänzung mit 100 μg Selen guten Gewissens empfohlen werden. Höchstwahrscheinlich wird Ihnen diese vorsichtige Dosierung keinen Schaden zufügen, wohl aber ihre Gefährdung durch die genannten Erkrankungen wesentlich mindern.

Erschienen in:

Reformleben Magazin

Ausgabe Nr. 13 (März/April 2017)

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Dr. med. Klaus Mohr

Dr. med. Klaus Mohr

In Fachkreisen und bei seinen Lesern hoch geschätzter Mediziner und Autor, der es versteht Natur- und Schulmedizin zum Nutzen seiner Patienten einzusetzen.