Trendsport WANDERN

01.09.17 12:00 AM Von Bernhard Sillich
Wandern ist in und Outdoorkleidung hat es bis in die Büros geschafft, denn längst hat sich das Image der Wanderer vom Spießer mit Kniebundhose zum modernen, gesundheitsbewussten Naturfreund gewandelt. Tatsächlich ist Wandern ein wunderbarer Ausdauersport, der körperliche Belastung mit geistig-seelischen Naturerlebnissen zu einem Rundum-glücklich-und-gesund-Paket vereinigt – wenn Sie es richtig angehen.
Gesund und vital durch Wandern
Längst ist wissenschaftlich bewiesen, dass Bewegung die Gesundheit fördert. Regelmäßiges Wandern, bei dem Sie in moderatem Tempo längere Strecken zurücklegen, ist ein sanftes, aber trotzdem sehr effektives Ausdauertraining. Damit verbessern Sie ...
  • die Leistungsfähigkeit Ihres Herz-Kreislauf- Systems
  • die Versorgung Ihres gesamten Organismus mit Sauerstoff. Das ist gerade auch für die Leistungsfähigkeit des Gehirns und damit für die Frische Ihres Denkens wichtig
  • die Versorgung aller Zellen mit Nährstoffen
  • den Abtransport von Abfallstoffen aus den Zellen
  • die Arbeit des Stoffwechsels. Ein aktiver Stoffwechsel verbrennt mehr Kalorien und beugt Übergewicht vor
  • die Arbeit des Immunsystems
  • den Abbau von Stresshormonen. Diese sammeln sich bei Stress im Alltag im Blut an und können nur durch Bewegung abgebaut werden.
Das alles ist schon viel, aber Wandern kann noch mehr: Es ist eine wirkungsvolle Vorbeugung gegen Osteoporose und gegen Rückenschmerzen.
Exzellenter Schutz gegen Osteoporose
Beim Wandern drücken die Muskeln mit jedem Schritt auf die Knochen und ziehen auch an ihnen. Genau diese Belastung mit dem eigenen Körpergewicht brauchen unsere Knochen. Nur dann arbeitet der Knochenstoffwechsel einwandfrei und der Abbau alter sowie die Bildung neuer Knochenzellen halten sich die Waage, die Knochen bleiben also stabil und fest. Sitzen oder liegen wir dagegen viel, baut der Organismus mehr Knochenzellen ab als auf, weil er „denkt“ sie würden nicht benötigt. Die Knochen werden dadurch löchrig und brechen bei Überlastung, etwa bei einem Sturz, schneller.
Keine Chance für Rückenschmerzen
In 95 Prozent der Fälle ist zu wenig Bewegung die Ursache für Rückenschmerzen. Regelmäßige Spaziergänge und erst recht längere Wanderungen wirken dagegen, weil die stetig abwechselnde Bewegung der Beine die tiefen Rückenmuskeln aktiviert. Diese kleinen Muskeln setzen an den Wirbeln an, stabilisieren sie und halten sie beweglich. Wichtig zu wissen: Diese tiefe Muskulatur ist mit vielen Fitnessübungen überhaupt nicht zu erreichen, beim Gehen aber setzt sich der Zug der Gesäßmuskeln bis zur Wirbelsäule fort: Die Wirbel drehen bei jedem Schritt leicht hin und her und bleiben dadurch beweglich. Voraussetzung ist allerdings, dass Ihr Rucksack gut sitzt, nirgendwo drückt und nicht zu schwer ist. Lassen Sie sich deshalb im Fachgeschäft beraten. Da ein guter Rucksack fast ein Leben lang hält, lohnt es sich, dafür etwas mehr Geld auszugeben.
Wellness für die Seele
In unserer hektischen, durchgetakteten, digitalisierten Welt bildet das Wandern einen ruhigen Gegenpol: Das gleichmäßige Rechts- Links der Beine über eine längere Strecke wirkt wie eine Körpermeditation. Gedanken kommen und gehen, es fällt leicht, sie wieder loszulassen. Die Bewegung an der frischen Luft mit ihren zahlreichen Natureindrücken ist Balsam für die Seele. Wir sehen ja nicht nur die Landschaft um uns herum, wir hören und riechen sie auch. Die Japaner haben die Wirkung der Natur auf den Menschen in den letzten Jahren sehr ausgiebig wissenschaftlich untersucht und konnten den positiven Einfluss der Natur, besonders des Waldes, nachweisen. Sie verordnen sogar das „Waldbaden“, auf japanisch Shinrin Yoku, als Gesundheitsvorsorge und Therapie.
Wanderlust statt Wanderfrust
Es gibt also genug gute Gründe zu wandern. Vor allem aber sollte es Spaß machen! Wenn Sie die folgenden Tipps beachten, schalten Sie die häufigsten Ursachen für Frust beim Wandern aus:
  • Beginnen Sie mit kürzeren und flacheren Touren von maximal zwei Stunden. Die können Sie im Sommer, wenn die Tage lang sind, auch nach Feierabend mal einschieben. (Wenn Sie sehr untrainiert sind, beginnen Sie mit Spaziergängen und verlängern Sie diese langsam.)
  • Wandern Sie regelmäßig und steigern Sie die Länge und Schwierigkeit der Touren nach und nach – entsprechend Ihrer zunehmenden Kondition.
  • Berücksichtigen Sie das Wetter: Regen macht viele Wege glitschig und bei Hitze können in offener Landschaft selbst flache Strecken zur Tortur werden.
  • Planen Sie genügend Pausen ein und nehmen Sie ausreichend Essen und vor allem Getränke mit.
  • Planen Sie immer genug Zeit für Ihre Tour ein, damit Sie auch innehalten und genießen können.
  • Stellen Sie sich bei Wanderungen im Gebirge auf wechselnde Wetterverhältnisse ein.
  • Denken Sie an Sonnen- und Insektenschutzmittel.
Die richtige Ausrüstung
Ihre Ausrüstung sollte zu Ihrer Tour passen. Dabei sind gute Schuhe das A und O. Für regelmäßiges Wandern und längere Strecken sind Wanderschuhe mit möglichst geringem Gewicht unbedingt empfehlenswert, weil sie durch ihre dicke Sohle die Kräfte abfedern, die beim Wandern auf den Körper wirken, und durch ihren hohen Schaft Sicherheit und Halt gegen Umknicken und Ausrutschen bieten. Für längere Wanderungen bietet sich entsprechende Outdoorkleidung nach dem Zwiebelprinzip an. Sie trocknet schnell, ist leicht und vor allem atmungsaktiv. Das funktioniert jedoch nur, wenn alle Schichten, die Sie tragen atmungsaktiv sind. Die beliebte Unterwäsche aus Baumwolle dagegen bleibt feucht. Doch wenn der Schweiß nach außen transportiert wird, verringert das die Gefahr von Erkältungen. Für bergige Regionen sind Wanderstöcke als Unterstützung auf steilen Wegen nützlich. Zum Rucksack stand oben bereits das Wesentliche. In den Rucksack gehört auch ein kleines Notfallpack. In unbekanntem Gelände ist außerdem eine gute Wanderkarte sinnvoll. Sich allein auf die GPS-Funktion des Handys zu verlassen, ist nicht zu empfehlen: In vielen schönen Wanderregionen gibt es keinen GPS-Empfang.

Bernhard Sillich