Warum geht es vielen Menschen nicht gut? In der zweiten Lebenshälfte, manchmal schon früher, zählt das Reden und Klagen über Krankheiten zu den häufigsten Themen. Verständlicherweise. Immer noch sind Zivilisationskrankheiten sehr häufig. Ganz überwiegend verlaufen sie chronisch, mit allmählicher Verschlechterung der Befunde. Obgleich die eingreifende Medizin zweifellos hochwirksam ist und erfolgreich, kann die Krankheitsflut bestenfalls eingedämmt werden. Ambulanzen, Notaufnahmen, Krankenhäuser und Pflegedienste sind überlastet und überfordert.

Lebens- und Gesundheitsspanne
Das Gesundheitswesen, zutreffender als Krankheitswesen zu bezeichnen, ist alles, aber nicht billig. Obgleich das bei der Inanspruchnahme erstmal so scheint. Leistungen werden scheinbar kostenfrei gewährt. Doch das ist nicht so. Einerseits klagen Leistungserbringer über unzureichende Vergütung und weisen nachdrücklich auf ihre Systemrelevanz hin. Andererseits wurden allein in Deutschland im Jahr 2021 über 474 Milliarden Euro für Diagnostik und Behandlung von Krankheiten und für die Versorgung gezahlt.
Der Betrag fiel bestimmt nicht vom Himmel. Es wurde auch nicht mehr Gesundheit damit erreicht. Und das ist das wahrhaft tragisch. Immer mehr Menschen fühlen sich krank. Und immer mehr Menschen sind sehr krank. Leben wohl etliche Jahre länger als ihre Eltern und Großeltern (was zweifellos ein Verdienst der modernen Medizin ist). Doch oftmals ist die längere Lebenszeit von Krankheit, Depression und Hilfsbedürftigkeit begleitet. wird oftmals auch als belastet empfunden und diskreditiert
Kostenexplosion bei Pflegeleistungen
Vor keineswegs langer Zeit wären die heutigen Versorgungs- und Pflegeleistungen noch als unerreichbare Utopie erhofft worden. In 2011 standen erst 22,2 Milliarden Euro für die Pflege bereit, zehn Jahre später in 2021 waren das schon 52,5 Milliarden Euro. Nachdenklich macht, dass all das nicht reicht. Nicht für die Versorgungsbedürftigen und nicht für die Leistungserbringer. Allerseits wird Mangel beklagt. Mangel an Empathie, an Respekt, an Verständnis, an Versorgung, an Leistung, an Qualität, an Spezialisierung, an Mitteln, an Wertschätzung, an Bezahlung. Neuerdings auch Mangel an Digitalisierung. Mangel an Auflagen, Bürokratie und Überwachung besteht jedenfalls nicht. Der Gesundheitsminister arbeitet am Beheben von Problemen, an deren Entstehen er einstmals als Staatssekretär mitwirkte. Und wirbt für neue Reformen. Das System braucht vor allem wieder Solidität, Zuverlässigkeit und Vertrauen.
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Von Verbraucherschützern wie von geschätzten Medien, mal steht es im „Focus“ und mal in „Der Spiegel“, erbittert angegriffen werden (vielleicht immer noch ein wenig verständnislos) die sogenannten Nahrungsergänzungsmittel. Hilfesuchende Menschen, überforderte und erschöpfte Menschen, von der evidenzbasierten Medizin enttäuschte Menschen investierten in Deutschland 2021 insgesamt 2,7 Milliarden Euro in Nahrungsergänzungsmittel. Sind die sehr dumm – oder einfach nur klug? Im Vergleich mit den Ausgaben/Kosten des Systems (474 Milliarden Euro im Jahr 2021) mit dieser Eigenleistung sind 2,7 Milliarden sehr wenig, ungefähr 0,5 Prozent. Jedoch ganz viel, wenn damit Gesundheit erreicht wird.
Ursachen statt Symptome behandeln
Die eingreifende Medizin hofft, dass die Menschen gesund werden, wenn sie ihre Krankheiten bekämpft und behandelt. Trotz all ihrer Fortschritte hat sich das als bedauerlicher Irrtum erwiesen. Zweifellos wurde diese Medizin wirksamer und erfolgreicher. Effektiver. Im Kampf gegen Krankheiten wurden mehr und mehr Etappensiege – mal größer, mal kleiner – errungen. Und tragischerweise ein wenig mehr noch an Krankheit, dem entsprechend weniger Gesundheit erreicht.
Wohl werden mit „Gesundheit“ noch Ämter, Minister und manche Kassen bezeichnet, aber inhaltlich geht es zwangsläufig um Krankheiten. Und in den Studien zur evidenzbasierten Medizin kommt Gesundheit auch kaum vor, da geht es um sogenannte harte Endpunkte, um Morbiditätsziffern, Inzidenzen, Hospitalisierung und Morbidität.
Eine Voraussetzung für Gesundheit ist Sinn - wohl die wichtigste Basis. Das bedeutet im Umkehrschluss: ohne Sinn keine Gesundheit. In unserer Gesellschaft wird Leistung, Schnelligkeit, Marge und Effektivität viel mehr geschätzt als der Sinn. Dass es daran mitunter hapert, muss nicht erstaunen. Die Devise – im wahrsten Sinne des Wortes – für die Versorgung ist Geld, viel mehr Geld. Das dennoch an allen Ecken nicht ausreicht. Ohne Selbstbeteiligung, nicht primär des Geldes wegen, und Selbstverantwortung wird da keine Besserung sein. Statt sich darauf zu besinnen, werden populistische Phrasen gedroschen, wie die von den Reichen, die zur Kasse gebeten werden sollen, vielleicht in Handschellen. So oder so erwächst aus mehr Geld nicht automatisch mehr Gesundheit. Auf keiner Seite. Auch mit 474 Milliarden Euro nicht.
Medizin ohne Sinn hat keinen Sinn
Symptome mangelnder Nachhaltigkeit
„Wir leben in einer Gesellschaft, deren Weisheit schwach ist und deren Apparate stark sind.“
Fulbert Steffensky, Essay: „Mut zur Endlichkeit“
Tatsächlich werden die Apparate immer noch stärker und die Ansprüche immer noch größer. Und die Zukunft wird belastender, bedrohlicher. Das hat mit den Apparaten zu tun und den Ansprüchen. Sehenden Auges betreibt die Menschheit damit weiter die Erderwärmung mit unnötigem Verbrauch und produziert damit verheerende Katastrophen. Verursacht vom Verhalten vieler Einzelner, der großen Mehrheit. Selbstverständlich leiden die an ihrer Angst vor der Zukunft, die immer schwerer zu verdrängen ist. Dennoch sind nur wenige bereit, ihren Lebensstil grundlegend zu ändern, d.h. ihre Ansprüche und ihren Konsum auf das wirklich Notwendige zu beschränken.
Ironischerweise hat dieser Lebensstil nicht nur zur Erderwärmung, zum Entstehen von Dürren und Bränden, zu Ernteverlusten, Hungersnot und Migration beigetragen, sondern auch zur Vermehrung und Verstärkung der Zivilisationskrankheiten. Was Menschen der Umwelt antun, fällt schließlich auf sie selber zurück, in Form dieser Krankheiten. Natürlich sind die Zusammenhänge komplex. Aber im Prinzip, kollektiv betrachtet, ist das so. Blickt man auf die eigentlichen Ursachen, im Verhalten der Menschen, im Lebensstil wird klar, dass die Medizin alleine mit der Behandlung der Folgen massiv überfordert ist. Es wäre ja auch nicht zu erwarten, dass die Medizin die Klimaveränderung behandeln könnte (zu der sie mit ca. fünf Prozent der Gesamtemissionen an Kohlendioxid sogar beiträgt). Hier wie da, bei den Zivilisationskrankheiten wie bei der Klimaveränderung, sind wesentliche Ursachen letztlich im psychopathologischen Bereich zu finden.
Zivilisationskrankheiten – Phänomen der Neuzeit
Bis zum 18. Jahrhundert war von Zivilisations - krankheiten wenig bekannt, sie waren sehr selten. Erst seit der Mitte des vorigen Jahr - hunderts, mit der Intensivierung industrieller Produktion, ermöglicht zunächst durch Ver - brennung von Kohle und heute noch mehr von anderen fossilen Energiespeichern, Erdöl und Erdgas, mit der extrem wachsenden – nicht be - sonders sinnvollen – Produktion von Automobi - len und Apparaten im Mega und Giga Maßstab. Giga oder Gaga? Bald stand in jedem Wohnhaus ein Auto in der Garage, ein paar Jahre später der Zweitwagen, Cabrio oder SUV, und inzwischen davor auf der Straße – ein Thrombus unnötiger Fahrzeuge. In der Folge sind wesentliche Ele - mente des Lebensstils: körperliche Bewegung, Ernährungsweise, Bezug zur Natur verändert. Rendite und Wirtschaftswachstum hatten/ha - ben höhere Priorität. Die resultierenden Krank - heiten glaubte/glaubt man mit noch eingreifen - derer Medizin weg behandeln zu können.
Gewiss, auch in vorindustrieller Zeit gab es schon Herzinfarkte, Schlaganfälle, Krebs - erkrankungen, neurodegenerative Erkran - kungen, Morbus Parkinson, Demenz – aber so selten, dass sie wenig bekannt waren und nicht sehr beängstigend. Nun sind sie sehr häufig und epidemieartig. Mit den höchst entwickelten und stärksten Mitteln kämpft die Medizin unserer Zeit dagegen an.
Vorbeugen – je früher, je besser
Je früher die Behandlung einsetzt, umso wirkreicher und hilfreicher ist sie – das gilt auch für die eingreifende Medizin. Wird auch in den Vorsorge-, genauer gesagt Früherkennungspro - grammen, sowie in den DMPs (Disease Manage - ment Programm – strukturierte Behandlungs - programme für chronisch kranke Menschen) versprochen. Ist richtig, selbstverständlich.
Das weitergedacht wäre die Behandlung ideal, die bereits vor dem Entstehen der Krankheit angewendet wird. Die aber nicht als Behandlung bezeichnet werden darf, weil da noch keine Krankheit vorliegt. Wenn es geschähe, würden Verbraucherschützer vermutlich dagegen klagen. Von Vorbeugung wird wohl gesprochen, wissenschaftlich von Prävention, die unterschieden werden kann in Primär-, Sekundärund Tertiärprävention. Je nachdem, wie weit der Krankheitsprozess schon fortgeschritten ist.

Die beste Krankheit ist die, die erst gar nicht entstanden ist. In jedem Leben sind das etliche Krankheiten, für deren Ausbleiben wir nicht dankbar genug sein können. Deren klandestine (heimliche, geheime - Anm. d. Redaktion) Selbstheilung meist gar nicht bemerkt wird. Ob es die Gene waren, der Lebensstil, die legendäre Selbstheilung, die Natur oder einfach nur Glück – all das gibt es. Dessen sollten wir uns bewusst und dankbar dafür sein, statt die Heilkräfte des Organismus aus Hybris infrage zu stellen. Selbstverständlich gibt es da noch vieles zu klären, zu erforschen und systematisch einzubeziehen.
Das beste Untersuchungsergebnis ist: kein Befund – wenn es zutreffend ist. Was im Klartext bedeutet: kein krankhafter Befund. Eine Aussage, die in unserer Gesellschaft sehr selten geworden ist. Irgendetwas findet sich immer.
Die beste Behandlung ist die, die nicht benötigt wird. Auch das ist in unserer Gesellschaft sehr selten geworden. Irgendwas wird immer gebraucht, auch irgend eine Behandlung. Das Produzieren und Verkaufen von Unnötigem, vielem Belastendem, ist das Geschäftsmodell unserer Zeit. Total geht es auch an der Medizin nicht vorbei. Und Notwendiges geht verloren, fehlt. Elementares. Natürliches. Was nicht mehr genutzt wird, scheinbar nicht mehr gebraucht wird, gibt auf. In der Behandlung, geschweige Verhütung, ist noch kein wesentlicher Durchbruch entstanden.
Todesursache Nr. 1 – Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Seit Jahrzehnten (siebzig Jahren inzwischen) sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Tabelle ganz oben, immer noch über 40 Prozent aller Tode in unserer Gesellschaft verursachend, und davor schon einiges Leid. Die Prognose für Patienten mit Herzinsuffizienz ist immer noch ungünstiger als für Patienten mit Tumorkrankheiten. Mit neuen Medikamenten sind große Hoffnungen verbunden, mit Entresto® (Durch Sacubitril – der Wirkstoff in Entresto – wird die Wasser- und Natriumausscheidung erhöht und damit das Herz entlastet – Anm. d. Redaktion) oder SGLT-2-Hemmern (SGLT-2-Inhibitoren hemmen Die Rückresorption von Glucose in den Nieren und senken durch vermehrte Glucoseausscheidung den Blutzuckerspiegel – Anm. d. Redaktion), und wurden teilweise erfüllt. Frühzeitige Behandlung, besser noch Prävention vor dem Entstehen aller möglicher Krankheit wäre um einiges hilfreicher gewesen. Muss das sein, die erfolgreiche Medizin unserer Zeit wird es schon richten, wird dann manchmal gefragt. Sorgfältig behandeln ist gut, Gesundsein ist besser.
Nächsthäufig, aber vom Leiden oftmals noch mehr bedrängend, folgen hier die Krebs- und Tumorerkrankungen, die von asozialer, maßloser Vermehrungsrate mutierter Körperzellen induziert werden und gewebezerstörend wachsen.
An dritter Stelle der Morbiditäts- und Mortalitätsstatistik stehen die neurodegenerativen Erkrankungen. Ursächlich spielen langjährige Entzündungen und Überlastungen eine Rolle.
Ursachen von Zivilisationskrankheiten
Ein paar Generationen lang wurde zwischen den drei großen Gruppen der Zivilisationserkrankungen ätiologisch, ursächlich, von der Entstehung her, kaum ein Zusammenhang gesehen. Nun wird aber immer deutlicher: Da ist eine Gemeinsamkeit, es ist die Menge aufgenommener Kohlenhydrate, speziell raffinierter Zuckerstoffe. Kohlenhydratreicher wurde die Kost der Menschheit zwar schon mit dem Beginn des Ackerbaus, vor gut 10.000 Jahren, damals aber noch von zwingend notwendiger körperlicher Aktivität (im Schweiße Deines Angesichtes sollst Du Deinen Acker bauen) kompensiert. Mit kleinsten Anfängen schon im 19. Jahrhundert und viel massiver, allgegenwärtig, mit voller Wucht im 20. Jahrhundert nahmen motorbetriebene Maschinen und Fahrzeuge den Menschen die bisherige Muskelleistung größtenteils ab. Und gleichzeitig stieg fatalerweise der Zuckerkonsum steil an. Weitere Krankheitsfaktoren kamen/kommen dazu:
- mentaler Stress/chronisch erhöhte Sympathikusaktivität
- Verzehr von Schlachtprodukten
- Mangel an essenziellen Naturstoffen
- chronische Entzündung
Auch von der Veranlagung, den Genen her, haben Menschen ein unterschiedliches Risiko zu erkranken. Etliche Gene, die ursprünglich, in andauernden Zeiten schweren Mangels das Leben erhielten, werden in Zeiten des Überflusses krankheitsbegünstigend. Mittels Einlagerung von Bauchfett etwa und Betrieb chronischer Entzündung. In unserer Gesellschaft ist chronische Entzündung, chronische Erregung schon in der Mentalität manifestiert.
Nachhaltig Leben, nachhaltig gesund
Die Diagnostik sowie die Behandlung der Krankheiten wird von der modernen Medizin intensiv und hochspezialisiert betrieben. Allgemeine, verbreitete Krankheitsursachen werden dabei leicht übersehen, ebenso wie einfache elementar notwendige Therapiemöglichkeiten. Manchmal wird vor lauter Bäumen – auch exotischen Bäumen – der Wald selber nicht mehr gesehen. Und das Wesentliche, Notwendige nicht mehr erkannt. Immer mehr Apps wollen/sollen uns retten. Die meisten davon sind nicht schlecht. Wer's braucht und ihnen folgt, wird selig.
Selbstverständlich geht es auch einfacher, ohne das ganz große Besteck, mit:
- Gelassenheit
- stetig möglichst viel Bewegung (da geht immer noch was)
- kalorisch knapper Ernährung, Kokosöl kann ganz praktisch helfen, ein Übermaß an Kohlenhydraten zu reduzieren: Bei Heißhunger auf Süßes einen halben Teelöffel Kokosöl in den Mund nehmen. Das Gehirn wird unproblematisch mit Energie versorgt, das angenehme Gefühl auf der Mundschleimhaut mindert Unangebrachtes – fast.
- Gut ausreichende Versorgung mit essenziellen Naturstoffen.
Naturdefizite ausgleichen
Wie stehen Sie zur Nahrungsergänzung? Die als Kompensation denaturierter und Instantnahrung zumindest erforderlich, in manchen Kreisen aber verpönt ist. In der Wochenzeitschrift „Der Spiegel“ war kürzlich mal wieder ein leicht tendenziöser, nicht übermäßig fundierter, nicht gerade ausgewogener Artikel dazu. Die alte Geschichte immer wiederholt, als Aufmacher und fürs Titelblatt gut, auch kommerziell geeignet. Selbstverständlich muss zwischen Spreu und Weizen, zwischen Nutzlosem und Sinnvollem sorgfältig und fundiert unterschieden werden. Und noch immer gilt: Vorbeugen ist besser als Therapieren. Je früher Prävention einsetzt, umso weniger wird eingreifende Therapie erforderlich werden. Das gilt auch für die Herz-Kreislauf-Krankheiten. Bewährte Naturstoffe erachte ich da für sinnvoll, am liebsten präventiv, aber hilfreich auch in der komplementären Anwendung neben eingreifender Therapie.
Conenzym Q10
In erster Linie ist hier das Ubichinon zu nennen, Coenzym Q10. Im Pflanzenreich ist es weit verbreitet, in den Mitochondrien der Pflanzenzellen, der Energiegewinnung dienend. Es wird mit der Nahrung aufgenommen, zudem kann es unser Organismus selber bilden. Ungefähr vom 40. Lebensjahr an aber in abnehmender Menge. Im Herzmuskel von Patienten, bei denen eine Insuffizienz besteht, eine Herzleistungsschwäche, ist die Konzentration von Coenzym Q10 typischerweise erniedrigt, mitunter auf weit weniger als die Hälfte des Optimalen. Ist ohnehin in der zweiten Lebenshälfte niedriger als in jungen Jahren, als man/ frau noch leicht und ohne Schnaufen bergauf laufen konnte. Dennoch wird von der eingreifenden Medizin gern mal daher gesagt: „So etwas brauchen sie nicht“. Oder auch: „Das bringt Ihnen nichts“. (Oder auch: „wichtig und gut ist nur das, was wir machen“). Wie alle Behauptungen, die leicht überheblich sind, könnte sich auch diese als nachteilig erweisen. Gleich zwei prospektive, randomisierte, multizentrische, doppelblinde Studien belegen positive Wirkungen von Coenzym Q10, das dazu praktisch nebenwirkungsfrei ist. Von anfälligen, seltenen Ausnahmen selbstverständlich abgesehen.
Der Nutzen von Coenzym Q10 für Patienten, die bis dahin noch nicht herzinsuffizient waren, wird von einer Studie aus Schweden, betreut von dem Kardiologen Prof. U. Alehagen, nachgewiesen. Insgesamt 443 Probandinnen und Probanden, sechzig- bis achtzigjährig erhielten da über fünf Jahre hinweg 200 mg Coenzym Q10 und 200 mg Selen täglich oder Placebo. Im Beobachtungszeitraum von fünf Jahren fand sich damit in der Wirkstoffgruppe ein Rückgang der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (und auch der Gesamtsterblichkeit) um gut 50 Prozent. Wie auch in weiteren zehn Jahren der Nachbeobachtung. Notorische Kritiker mögen da einwenden, ja und, die Probanden waren halt nicht herzkrank. Ja das waren sie nicht, und die Erkrankungsrate in der Vergleichsgruppe ohne Coenzym Q10 versus Präventionsgruppe zeigt nicht mehr und nicht weniger als die Schutzwirkung von Coenzym Q10: ungefähr 50 Prozent. Ungefähr 50 Prozent weniger Beeinträchtigung, Schwäche und Leid.

Ein ähnlicher Nutzen ergab sich aber auch in der Multicenter Studie der Universitätsklinik Kopenhagen von Professor Svend A. Mortensen bei schon eingetretener Herzmuskelschwäche. Da wurden vierhundertzwanzig Patienten/ Patientinnen, die an schwerer Herzinsuffizienz litten zusätzlich zur Leitlinien entsprechenden Medikation mit 300 mg Coenzym Q10 pro Tag behandelt. Innert zwei Jahren konnte damit die Zahl schwerer kardiovaskulärer Komplikationen relativ zur Placebogruppe um 50 Prozent reduziert werden, die Herzinsuffizienz war dabei weniger progredient (fortschreitend – Anm. d. Redaktion).
Medizinische Leitlinien – Ergänzung vernachlässigt
Erstaunlich ist nur: obgleich die etablierte medikamentöse Therapie der Herzinsuffizienz immer noch nicht optimal, nicht nebenwirkungsarm ist, wurde die sehr gut verträgliche Nahrungsergänzung bisher nicht in die Leitlinien aufgenommen. Da der Naturstoff nicht verschreibungspflichtig ist, können gesunde wie herzinsuffiziente Patientinnen/Patienten eigenständig entscheiden, ob sie ihn nutzen wollen, oder nicht.
Zudem ist bei Herzleistungsstörung und Muskelschwäche an den Magnesiumbedarf zu denken. Zur vorsichtigen Substitution sind 100 mg Magnesium pro Tag, bei Symptomen und Mangelerscheinungen um 500 mg täglich sinnvoll. Lange Zeit wurde darauf auch in der Kardiologie wenig geachtet.
Etlichen guten Erfahrungen entgegen, wird immer wieder auch der Sinn von Omega3-Fettsäuren infrage gestellt, obgleich die sich bereits zum Schutz vor dem plötzlichen Herztod als wirksam erwiesen hatten. Omega-3-Fettsäuren werden primär von Pflanzen gebildet. Ein hoher Anteil von Alpha-Linolensäure (Omega-3) ist im Leinöl, noch langkettigere Fettsäuren entstehen in Meeresalgen. Nach der Aufnahme mit der Nahrung oder aus Nahrungsergänzungsmitteln ersetzen diese Fettsäuren in den Membranen sämtlicher Körperzellen die entzündungsfördernde Arachidonsäure, die überwiegend aus Nahrung tierischer Herkunft, nicht nur aus Schlachtprodukten, in beträchtlicher Menge auch aus Hühnereiern stammt. Arachidonsäure triggert Entzündung und Bildung von Blutgerinnseln, Kapillaren werden verengt. Omega-3-Fettsäuren wirken dem entgegen. Wahrscheinlich schützt eine höhere Aufnahme als in der Zivilisationskost enthalten auch vor entzündlichen/ degenerativen Nerven- und Hirnerkrankungen. Mit Leinöl, etwa 30 ml pro Tag, bei besonderem Bedarf mehr und zusätzlich EPA/DHA aus Meeresalgen kann einfach und günstig guter Nutzen entstehen. Mehr als aus manchen Vorurteilen und Meinungsbekundungen.
Erschienen in:

Ausgabe Nr. 51 (Juli/Aug. 2023)
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